Wort & Wurz

Bodenleben

Die Makrofauna

Auf und in einem Kubikmeter gesundem Boden leben 30 Hundertfüßer, 30 Asseln, 50 Spinnen, 50 Schnecken, 100 Zweiflüglerlarven, 100 Käfer & ihre Larven, 100 Doppelfüßer und 100 Regenwürmer. Sie alle zählen zur Makrofauna, sie sind also mit bloßem Auge sichtbar.

Diese Gemeinschaft lebt ebenso komplex wie wir Menschen, es werden Tunnel gebaut, Straßen angelegt und Ressourcen recycelt.

Spinnen jagen Käfer, die mühevoll gehegte Pflanzen vertilgen wollen, Würmer graben u.a. Tunnel, die den Boden belüften und aufnahmefähig für Wasser machen. Die Asseln bilden den Rundum-Trupp zur Beseitigung abgestorbener Substanz.

Ohne diese Arbeiten würden wir in Laub ertrinken. Durch ihre Ausscheidungen düngen sie gleichzeitig den Boden und tragen so zur Bildung von Dauerhumus bei.

Die Mesofauna

Hier leben 30.000 Weißwürmer, 50.000 Springschwänze und 70.000 Milben. Ist der Boden gesund, befinden sich in einem Kubikmeter also mehr Lebewesen als in einer Kleinstadt.

Auch hier wird recycelt und weiter bearbeitet. Die organische Substanz, sogenannte Streu, wird von der Mesofauna weiter zerkleinert. Allerdings sind sie schlechte Futterverwerter, weshalb ihre Ausscheidungen die Nahrung für die Folgezersetzer darstellt.

Die Milben leben allerdings nicht alle vegetarisch, viele von ihnen sind Jäger. Raubmilben jagen beispielsweise Spinnmilben. Durch ihre Hilfe können wir also rein biologisch unsere Pflanzen schützen und so Ertragsverluste reduzieren.

Schaffen wir einen geeigneten Lebensraum, siedeln sie sich dauerhaft an und zeigen sich durch Pflanzenschutz erkenntlich.

Die Mikrofauna

Diese Lebewesen sind so klein, dass wir sie nur noch mit einem Mikroskop sehen können. Dafür ist ihre Zahl um so größer. In einem Kubikmeter sind es 10.000 Rädertierchen, 1 Mio Fadenwürmer, 1 Mio Wimperntierchen, 10 Mio Wurzelfüßer und 100 Mio Geißeltierchen.

Sie zersetzen das organische Material weiter, fressen allerdings auch Algen und Bakterien. Einige Bakterien sind schädlich für unsere Pflanzen, da sie – wie auch beim Menschen – Krankheiten erzeugen können. Deshalb ist es wichtig, dass sie in Schach gehalten werden.

Sie leben in den wassergefüllten Poren des Bodens und können bei schlechten Umweltbedingungen Zysten bilden. In diesem Dauerstadium können sie Jahrzehnte verharren. 

Die Mikrofauna & Mikrofunga

Wären diese Lebewesen so groß wie die Mitglieder der Megafauna, bräuchten wir mehrere Erden, um die Vertreter eines Kubikmeters unterzubringen. Es sind 100 Mio Algen, 100 Mrd Pilze, 10 Bio Strahlenpilze und 100 Bio Bakterien.

Manche sind beteiligt an der Zersetzung, andere leben allerdings auch in Symbiose mit unseren Pflanzen oder betreiben selbst Photosynthese (Algen).

Die Welt der Mikroorganismen liegt für uns meist im Verborgenen, leider sehen wir ihre Arbeit nicht direkt wie einen aufgeschütteten Haufen eines Regenwurms. Dennoch ist ihre Leistung beachtlich und wichtig für unser Überleben, da sie wichtiger Teil des Bodenlebens sind.

Einfluss des Bodenlebens auf das Klima

Am Ende der Zersetzung entsteht sogenannter Dauerhumus, hier sind unter anderem Wasser, Mineralstoffe und Kohlendioxid im Boden eingelagert. Durch die Einlagerung in den Boden wurde der Atmosphäre das Kohlendioxid entzogen.

Im Prinzip wirken Fauna, Flora und Funga wie ein gigantischer, weltumspannender Staubsauger für Treibhausgase. Global speichern Pflanzen 500 Gigatonnen Kohlendioxid, die Böden 2.000 Gigatonnen und die Ozeane 38.000 Gigatonnen.

Wir emittieren jährlich knapp 5 Gigatonnen, weshalb es wichtig ist diese Emissionen zuverlässig zu binden und der Atmosphäre weiter Kohlendioxid zu entziehen. Am einfachsten ist es daher, die Natur als Partner zu begreifen und die Mechanismen zu fördern.

Einfluss des Bodenlebens auf die Umwelt

Pilze zum Beispiel sind wahre Wunderwesen. Sie helfen nicht nur bei der Zersetzung, sie ernähren auch uns und ihre Symbiose-Partner. Sie reinigen die Böden, da sie Schwermetalle und Nitrat einlagern können. Dies hilft allem voran den Gewässern und den dortigen Biotopen, da gesunde Feuchtgebiete rar geworden sind.

Das Bodenleben sorgt außerdem für die Drainage des Bodens und lockert ihn tiefgründig, was bei zunehmenden Starkwetterereignissen einen unschätzbaren Wert hat. Da die Böden die Wassermassen aufnehmen können, steigen die Pegel unserer Flüsse weniger rasant und durch die Vegetation werden die Hänge gehalten.

Was können WIR tun?

Zuerst dürfen wir lernen, wieder Partner unserer Fauna, Flora und Funga zu sein. Wir sollten diese Lebensformen wertschätzen und ihre Bedürfnisse ergründen, denn nur wenn wir wissen, worauf wir achten müssen, können wir für sie und somit uns optimal agieren.

Nur wo eine breite Basis besteht, steht was darauf aufbaut stabil. Nicht nur wir Menschen brauchen verschiedene Lebensmittel und Wasser für unsere Gesundheit, dem Bodenleben geht es ebenso. Ohne wird es sich nicht am Leben halten können. So geht es den Lebewesen in Monokulturen. Dort finden wir nur wenig Biodiversität, da die Lebensgrundlagen stark eingeschränkt sind.

Da wir es hier mit einem komplexen System zu tun haben, sollten wir besonders auch auf unseren eigenen Umgang damit achten:

Findet das Bodenleben genügend Nahrung und Wasser? Sind Bodenstruktur und pH-Wert passend? Finden die größeren Lebewesen eine passende Behausung? Diese Fragen sollten unsere Triebfeder sein, da auch wir, ebenso wie die Generationen nach uns, von den richtigen Antworten abhängig sind.

Die Natur ist hier unser Vorbild. Einzelkämpfer können nicht überleben, selbst der stärkste Bär ist von seiner Umwelt und seinem Mikrobiom abhängig. Wir sollten uns wieder vernetzen, vom Wissen und Können unserer Mitmenschen profitieren, um eine bessere Umgebung für alles Lebende und Künftige zu sorgen.

Nach oben scrollen